Leichtathletik-Verband Nordrhein

Drei DM-Titel für LVN-Athleten in Nürnberg

Deutsche Meisterin 2015 im Speerwurf - Katharina Molitor
Foto(s): Wolfgang Birkenstock

Bei der Deutschen Meisterschaft in Nürnberg gingen drei Titel an Aktive aus unserem Verbandsgebiet. Die für die WM in Peking bedeutsamste Leistung besorgte Katharina Molitor.

Die Speerwerferin ist in der Form ihres Lebens. Die Leverkusenerin legte zwölf Tage nach ihrem 66,40-Meter-Wurf in Luzern bei der Deutschen Meisterschaft in Nürnberg 65,40 Meter nach. Mit dem zweitbesten Wettkampf ihrer Karriere war ihr der zweite nationale Meistertitel nach 2010 nicht mehr zu nehmen. Alle fünf gültigen Versuche flogen über die 60-Meter-Marke. „Endlich ist der Knoten geplatzt. Bei zwei Wettkämpfen lag ich über meiner drei Jahre alten Bestleistung“, jubelte Molitor. Auch einen Grund für die Leistungssteigerung hatte die 31-Jährige parat: die verbesserte Technik. „Aber ich muss noch weiter daran arbeiten“, betonte sie. Ihre Klubkollegin und Titelverteidigerin Linda Stahl belegte diesmal Rang drei.

 

Jonas Hanßen (SC Myhl LA) fuhr über 400 Meter Hürden nach vier Siegen in den Jugendklassen mit Bravour seinen ersten Deutschen Meistertitel bei den Aktiven ein. Und das in beeindruckender Manier. Rhythmisch präzise, technisch galant und läuferisch überaus dynamisch stürmte der gerade 20-jährige Schützling des früheren Klasse-Langstrecklers Harald Eifert in 49,97 Sekunden dicht an die persönliche Bestzeit heran. Mit musterhafter Lockerheit wurden die Mitbewerber deklassiert. Die Überlegenheit – erstaunlich. „Ich habe gemerkt, dass Georg Fleischhauer gegengehalten hat. An der achten Hürde war er dann ein bisschen vor. Aber ich habe gedacht: Junge, heute nicht“, kommentierte der Erkelenzer, der in Deutschlands Westzipfel am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler II lebt. Nach der letzten Hürde ließ er dann regelrecht die Kampfsau heraus. „Ich empfand es leicht holprig, bin aber zufrieden“, so der vorjährige Vierte der U20-WM, der kürzlich auch über die Flachdistanz mit 46,60 Sekunden Potenzial offenbart hat. Christian Heimann (LAZ Puma Rhein-Sieg) schob sich in 50,93 Sekunden auf Platz drei.

 

Über 4 mal 400 Meter gab es einen viel umjubelten Start-Ziel-Sieg der Titelverteidigerinnen vom TSV Bayer 04 Leverkusen. Startläuferin Julia Schaefers erreichte die Wechselzone als Erste, Frederike Hogrebe und Julia Förster bauten den Vorsprung kontinuierlich aus. Carolin Walter, zuvor in 2:03,47 Minuten Dritte über 800 Meter, lief das Rennen dann souverän nach Hause. 3:35,99 Minuten bedeuteten fast drei Sekunden Vorsprung auf die Quasi-Lokalrivalinnen vom LT DSHS Köln. Malena Richter, Kim Schmidt, Lena Naumann und Friederike Möhlenkamp brachten den Staffelstab nach 3:38,53 Minuten ins Ziel.

 

800-Meter-Ass Robin Schembera duellierte sich im Höchsttempo bis zum Zielstrich und warf sich mit dem letzten Schritt nach vorn. Von der Tribüne aus konnte man den Sieger nicht ermitteln. Da musste das Zielfoto her. Der Leverkusener landete mit Mini-Rückstand von drei Hundertstelsekunden auf Rang zwei. Aleixo-Platini Menga (10,35 sec) sprintete über 100 Meter zu Silber. Katarina Mögenburg übersprang 1,84 Meter - Silber. Die Stärke des siegreichen Stabhochsprung-Weltmeisters Raphael Holzdeppe erkannte der Deutsche Hallenmeister Tobias Scherbarth, Zweitplatzierter vor seinem Leverkusener Vereinskollegen Carlo Paech (5,60 m), neidlos an: „Raphael war heute nicht zu schlagen.“ Nachdem er die 5,70 Meter genommen und bei 5,75 Meter noch einen Versuch absolviert hatte, beendete Tobias Scherbarth seinerseits den Wettkampf vorzeitig: „Ich hatte in den letzten zwei Wochen ein paar Probleme und wollte kein Risiko eingehen. Außerdem war für mich das Minimal- und auch das Maximalziel des Tages erreicht. Ich wollte eine Medaille holen und noch einmal die WM-Norm bestätigen.“

Hammerwerfer Markus Esser ließ sich nach dem Wettkampf frenetisch feiern - so als habe er soeben seinen neunten Meistertitel geholt. Letztendlich langten seine 72,32 Meter zu Silber. "Ich bin hierhergekommen, um meinen neunten Titel einzufahren. Aber ich bin tiefenentspannt, weil ich gleich nachträglich eine EM-Medaille überreicht bekomme", spielte der 35-Jährige auf das späte Bronze bei der EM 2006 an, das ihm in Nürnberg ausgehändigt wurde. Vor seinem letzten Versuch hatte Markus Esser Tränen in den Augen - so als würde er damit sein Karriereende ankündigen. "Das war´s. Vielen Dank", verkündete er kurz danach über das Stadionmikrofon in der Tat seinen Rücktritt vom Leistungssport.

 

1.500-Meter-Läuferin Konstanze Klosterhalfen, eine Woche zuvor bei der U20-EM mit Bronze dekoriert, blieb erstmals in ihrer Karriere unter 4:10 Minuten. Als DM-Dritte verbesserte sie sich gleich um 4,35 Sekunden auf 4:09,58 Minuten. Mateusz Przybylko (alle TSV Bayer 04 Leverkusen), der Ende Mai in Weinheim mit 2,30 Metern die WM-Norm erfüllt hat, nahm 2,22 Meter - Platz drei. Stabhochspringerin Silke Spiegelburg, mit 4,75 Meter deutsche Jahresbeste, mühte sich bei ungünstigen Winden im dritten Anlauf über 4,45 Meter und buchte ebenfalls Bronze. Über 4 mal 100 Meter ging Bronze an das LT DSHS Köln. Tanja Heitgen, Christine Salterberg, Friederike Möhlenkamp und Lena Naumann liefen 45,77 Sekunden. Bronze über 400 Meter Hürden holte sich Frederike Hogrebe (58,73 sec). Sanaa Koubaa (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) sicherte sich in 9:57,01 Minuten über 3.000 Meter Hindernis Platz drei. Im Dreisprung platzierte sich Klaudia Kaczmarek (LAZ Rhede) auf dem Bronzerang. Sie kam auf 13,24 Meter.

 

Im 3 mal 1.000-Meter-Entscheid der U20 überquerte der TSV Bayer 04 Leverkusen als Zweiter in 7:33,12 Minuten die Ziellinie. Die StG Düsseldorf mit Alina Kuß, Franziska Jakobs, Julia Borick und Leonie Hönekopp kam über 4 mal 400 Meter auf Platz zwei. 

 

Harald Koken | 27.07.2015 00:00

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