Leichtathletik-Verband Nordrhein

Fette Beute in Neubrandenburg

Stefan Tigler (Weseler TV) - Deutscher Jugendhallenmeister 2015 im Hochsprung
Foto(s): Wolfgang Birkenstock

Etliche souveräne Siege und noch mehr Edelmetall - die Bilanz der Nordrheiner in Neubrandenburg war glänzend. Dort fanden am Karnevalswochenende die Deutschen U20-Hallenmeisterschaften statt - in Kombination mit dem nationalen Nachwuchs-Championat im Winterwurf und den Mittelstreckenstaffeln der Hauptklassen.

 

Bei der DM-Premiere über 3 mal 800 Meter trugen sich Laura Vierbaum, Lena Menzel und Lena Klaassen vom TSV Bayer 04 Leverkusen mit 6:27,00 Minuten gar in die Rekordliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ein. Silber ging an die LAV Bayer Uerdingen/Dormagen (6:38,97 min). In der 3 mal 1000-Meter-Staffel holten die Leverkusener Dominic Neumann, Patrick Schoenball und Robin Schembera mit 7:10,54 Minuten Silber. Bronze ging an das Trio der LAV Bayer Uerdingen/ Dormagen (7:25,85 min). Konstanze Klosterhalfen triumphierte über 1.500 Meter mit persönlicher Bestzeit. „Eigentlich wollte ich gar nicht so schnell laufen“, sagte 17-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen nach ihrem souveränen Sieg nur leicht außer Puste. „Aber dann hat es Spaß gemacht und war ein schönes Rennen.“ So schön, dass die Vierte der Olympischen Jugendspiele mit 4:21,05 Minuten so schnell rannte wie noch nie unter dem Hallendach.

 

Eineinhalb Runden vor Schluss machte 3.000-Meter-Sieger Taher Belkorchi ernst. Da setzte sich der 18-Jährige Marokkaner im Dress des TSV Bayer 04 Leverkusen an die Spitze und verschärfte das Tempo erheblich, um schließlich in 8:27,40 Minuten das Ziel zu erreichen. Im letzten Sommer sei sein Schützling durch muskuläre Probleme und eine Zahnentzündung ausgebremst worden, so Trainer Paul-Heinz Wellmann. Ob Taher Belkorchi sich künftig Richtung Mittel- oder Langstrecke orientiert, sei noch völlig offen.  Joshua Abuaku (LAV Oberhausen) hatte über 400 Meter vier Hundertstel Vorsprung. Auf der Zielgeraden kam er stark auf. „Ich habe gepokert und Abstand gelassen, damit ich zum Schluss noch Kräfte habe. Im Sommer konzentriere ich mich wieder auf die Langhürden“, so der vorjährige nationale U20-Vize über 400 Meter Hürden.

 

Beide Stabhochsprung-Titel gingen nach Leverkusen. Tim Jaeger, der sich jüngst auf 5,21 Meter steigern konnte, meisterte glatte fünf Meter. „Mir ging es aber nicht um eine bestimmte Höhe, bei Meisterschaften zählt der Titel“, stellte der Sechste des Vorjahres klar. Als Vierter schraubte der Düsseldorfer Lita Baehre Bo Kanda, 2014 Deutscher U16-Meister, seine Bestleistung um 20 Zentimeter auf 4,80 Meter. Luisa Schaar (TSV Bayer 04 Leverkusen) gehörte zu einem Quartett, das 3,90 Meter in Angriff nahm. Doch nur die 17-Jährige schaffte diese Höhe. Im zweiten Durchgang schob sich der Schützling von Christine Adams sicher rüber und egalisierte damit ihren Hausrekord. 4,00 Meter waren noch zu hoch. "Die Höhe ist drin, aber dazu brauche ich einen härteren Stab", meinte die Überraschungssiegerin. Franziska Wirth (LG Wipperfürth) bewältigte 3,80 Meter und holte Platz zwei.

 

„Ich kann das noch gar nicht nachvollziehen, was da bei dem Sprung passiert ist“, sagte der etwas perplex wirkende Hochsprung-Sieger Stefan Tigler, nachdem ihm ein astreiner Satz über 2,15 Meter gelungen war. Damit toppte er seine Hallenbestleistung um sieben Zentimeter und auch seine Freiluft-Bestleistung (2,13 m). „Total krass“,  meinte der Vorjahres-Vierte vom Weseler TV, der bislang nur Titel mit der Staffel gewonnen hatte. Fabienne Schönig (LG Wipperfürth) lag noch drei Tage vor dem Wettkampf mit Fieber im Bett. Dennoch war ihr Speerwurf-Sieg ungefährdet. „Wir haben uns erst sehr kurzfristig dazu entschlossen zu starten. Das ist mein sechster Titel in Folge, den wollte ich ungern abgeben.“ Ihr angeschlagener Zustand war auch der Grund für die für sie eher bescheidene Siegesweite von 46,16 Metern. Im Sommer sollen dann Weiten um 55 Meter fallen.

 

Überraschend verlief das Diskuswerfen der U18: Mit einer Steigerung um 1,79 auf 44,40 Meter machte die Belgierin Babette Vandeput (ART Düsseldorf) im zweiten Durchgang ernst und ließ sich dann nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. "Mein Aufwand lohnt sich", erklärte die 16-Jährige, die im belgischen Maasmechelen wohnt, aber täglich nach Düsseldorf fährt, um bei Uwe Schmidt zu trainieren. Eine Strecke beträgt immerhin 120 Kilometer. Ronja Sowalder (TSV Bayer 04 Leverkusen; 43,36 m), die Platz drei belegte, machte im Wettkampfverlauf die morgendliche Kühle erheblich zu schaffen. Sie erzielte gleich zu Beginn ihre Tagesbestleistung.

 

Zwei Asse vom LAZ Mönchengladbach hielten sich achtbar: U20-WM-Teilnehmerin Sarah Schmidt setzte sich über 800 Meter zunächst in gewohnter Manier an die Spitze. 150 Meter vor dem Ziel musste die Vize-Meisterin dann aber lockerlassen. Für sie wurden 2:09,33 Minuten notiert. U18-Speerwerfer Fabian Strehlau hielt als Vize-Meister mit einer ansehnlichen Steigerung auf 69,79 Meter etliche stärker eingeschätzte Mitbewerber locker in Schach. U18-Hammerwerfer Marc Okun (Leichlinger TV) hatte schon im Vorfeld über 60 Meter geworfen. Auch in Neubrandenburg gelang ihm dies: 63,28 Meter brachten dem Schützling von Kurt "Eia" Benner Silber. In der U20 überzeugte Dominik Klaffenbach (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit einer stabilen Serie von vier Würfen über 60 Meter. Für seinen besten Versuch auf 61,65 Meter wurde er mit Bronze belohnt.  Die vorjährige U18-Meisterin Michelle Döpke (Leichlinger TV; 48,82 m) schaffte ebenfalls Platz drei. Lena Rademacher (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen; 43,54 m) holte Speerwurf-Bronze.

 

Harald Koken | 17.02.2015 00:00

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